Hans Georg Calmeyer

Hans Calmeyer
Bild: Hans Georg Calmeyer (1946)

Der Osnabrücker Rechtsanwalt Hans Georg Calmeyer (1903-1972) nutzte während des Nationalsozialismus seine einflussreiche Stellung als Referent zur Klärung rassischer Zweifelsfälle bei der deutschen Besatzungsverwaltung in Den Haag und rettete auf diese Weise mindestens 2500 Juden das Leben.

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Kurzbiographie von Hans Calmeyer

Hans Georg Calmeyer wurde am 23. Juni 1903 in Osnabrück geboren und besuchte dort das Ratsgymnasium. 1922 bestand er in Naumburg/Saale sein Abitur, entschied sich anschließend für eine juristische Laufbahn und studierte in den Städten Freiburg im Breisgau, Marburg, München und Jena. Als Anwalt spezialisierte sich Calmeyer auf die Strafverteidigung, wobei er jedoch bald in Konflikt geriet mit den nationalsozialistischen Idealen des Regimes. Da er mehrfach Kommunisten vertreten hatte, wurde ihm 1933 vorgeworfen, marxistisch-kommunistisch eingestellt zu sein. Gleichzeitig weigerte er sich, eine jüdische Kanzleimitarbeiterin zu entlassen. Callmeyer musste sich daraufhin einer Prüfung des Oberlandesgerichts in Celle unterziehen, wobei ihm für rund ein Jahr die Anwaltszulassung entzogen wurde.

Rettung von Juden durch Hans Calmeyer

Als die deutschen Truppen 1940 die Niederlande besetzten, wurde Calmeyer zunächst als Soldat der Luftnachrichtenkompanie eingesetzt, bevor er 1941, wegen seiner Vorbildung und guten niederländischen Sprachkenntnisse, an das Reichskommissariat für die Niederlande nach Den Haag abkommandiert wurde.

Die niederländische Bevölkerung wurde während der deutschen Besatzung auf ihre Abstammung überprüft und musste Meldeformulare ausfüllen. Calmeyer war in seinem Amt für “rassische Zweifelsfälle” verantwortlich und beurteilte somit, ob ein Mensch als Arier oder als Jude galt.

Hierbei akzeptierte Calmeyer wissentlich gefälschte Dokumente und bewahrte zahlreiche Menschen vor der Deportation. Dies sprach sich auch unter den Juden herum, sodass die „Callmeyer-Juden“ in den Niederlanden zu einem Begriff wurden.

Die deutschen Behörden wurden mit der Zeit argwöhnisch und veranlassten eine Nachprüfung der Arbeit Calmeyers, was jedoch durch die näher rückenden Alliierten verhindert wurde.

Nach dem Krieg geriet Hans Georg Calmeyer zunächst unter Verdacht, ein Kollaborateur gewesen zu sein. Während der Entnazifizierungsverfahren konnte er erfolgreich nachweisen, dass er Menschenleben gerettet hatte und wurde als „Entlasteter“ eingestuft. Er arbeitete später als Rechtsanwalt und Notar.

Anerkennung als "Gerechter unter den Völkern"

Lange war der Name Calmeyers in Vergessenheit geraten, bis in den 1980er Jahren ein Osnabrücker Lehrer Studien zu dem Juristen anstieß. In der Folge benannte die Stadt Osnabrück den Platz, an dem die „Friedrichstraße“, die „Roonstraße“ sowie die „Blumenthalstraße“ aufeinandertreffen, nach Hans Calmeyer. Im Jahr 1992 wurde er als „Gerechter unter den Völkern“ durch Yad Vashem anerkannt. Weitere drei Jahre später, ehrte die Stadt Osnabrück die Arbeit Calmeyers mit der Justus-Möser-Medaille.

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    Der Autor des Artikels
    Julia Kiehl
    Julia Kiehl
    Julia kam für ihr Studium nach Osnabrück und ist seitdem Wahl-Osnabrückerin. Sie ist leidenschaftlicher Content Creator und Geschichtenschreiberin. Für euch entdeckt sie schöne Ecken, neue Geschäfte und interessante Fakten rund um die Stadt. Wenn sie nicht gerade am bloggen ist, schlendert sie in ihrer Freizeit am liebsten durch die Altstadt oder sitzt kaffeetrinkend in einem Café.
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